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Der grosse Walserweg

(Grande Sentiero Walser)

(4. Etappe)

Von Thusis bis Mittelberg (28.06.-05.07.2003)

 

8. Tag, Sa. 05.07.2003

Am Vormittag teilweise Regen. Am Nachmittag ist das Wetter dann besser geworden.

Nach dem Frühstück und der Verabschiedung von Petra sind wir von der Freiburger Hütte auf dem Fahrweg entlang am Formarin-See bis zu der Bushaltestelle Formarin-See. Von dort ging es mit dem Lech-Bus bis nach Zug. Dort erwartete uns Georg Kaufmann mit seiner Lebensgefährtin Karin, die uns zur Bodenalpe bei Lech (1.444 m)  fuhren. Von dort liefen wir zur ehemaligen Walsersiedlung Bürstegg (1.720 m). Früher war das einmal die höchst gelegene ganzjährig bewohnte Siedlung in Vorarlberg. Von dort ging es wieder ein Stück zurück und über den Karhornsattel (1.835 m) zum Auenfeld-Sattel (1.709m). Dort gerieten wir in einen Alpauftrieb. Das ist für mich, der aus einer Landwirtschaft stamme, immer ein wunderschönes Erlebnis. Über die Auenfelder gelangten wir dann zum Körbersee (1.662 m). Dort kehrten wir ein und machten Mittagspause. Wir probierten die Walser Käsfladen, welche mir ausgezeichnet geschmeckt haben. Nach dieser Pause marschierten wir am Kalbelesee und am Simmel vorbei bis zum Hochtannbergpass (1.679m).

Dort wartete dann nochmals ein steiler Anstieg bis zur Widdersteinhütte (2.009 m), dem höchsten Punkt am heutigen Tag. Dort wurden wir dann auch schon von den ersten Bekannten begrüßt. Margreth, die in St. Antönien wegen Gallenproblemen abgebrochen hat, Helga die Frau von unserem Führer Werner Ott, Paula Rief und Heinz König und Monika Felder bereiteten uns eine nette Begrüßung. Über den Gemstelpass (1.972 m) und die Obergemstelalp folgte der letzte Abstieg bis zur Bernhard`s Gemstelalpe (1.310 m), der Alpe von meiner Familie. Hier wurden wir mit Musik, von unseren Freunden, Verwandten und Bekannten begrüßt. Es gab eine gemeinsame Brotzeit und es wurde noch lange Zeit „ghäängered“ (zusammen gehockt und erzählt).

Anstieg: 721 m, Abstieg: 1.113 m (mit Bus u. Privattaxi: 1.469m)

Wanderkarte: Karte des Bayerischen Landesvermessungsamtes 1 : 50 000, Allgäuer Älpen; Österreichische Landeskarten 1 : 50 000, Blatt 142 St. Anton; Blat 143 - Schruns; oder Kompass Karten 1 : 50 000 Nr. 32, Bludenz, Schruns - Klostertal u. Nr. 3 Allgäuer Alpen - Kleinwalsertal.

Die Tour war wieder ein voller Erfolg und ein besonderes Erlebnis. Es wurde manche Bekanntschaft geschlossen und viele Fragen über das Walsertum geklärt, aber auch manche Fragen wurden aufgeworfen. Oft wird man an die Tour zurückdenken können und an ihr zehren und manchmal wird man vielleicht noch viel weiter zurückblicken und sich im klaren sein, welche Leistung die Walser vor über 700 Jahren vollbrachten.

Einen besonderen Dank möchte ich hier an dieser Stelle auch an unseren Tourenführer Werner Ott richten. Er hat wie immer alles perfekt organisiert und uns überall sicher und vor allem mit sehr viel Informationen hingebracht!

Persönliches:

Der letzte Tag war für mich schon irgend etwas besonderes. Ich bin heimgekommen. Heim in den Ort wo meine Familie seit Jahrhunderten Wurzeln gefasst hat. Diese Wurzeln sind sehr tief. Im Kleinwalsertal weiß ich in meinem Alter auf Anhieb niemand, (außer natürlich meinen Geschwistern), bei dem so viel Walser Blut durch die Adern fließt. Auch wir werden in unserem Tal vermutlich die letzten sein, die fast nur von Walser Familien abstammen.
Eigentlich ist es ja egal, aber ich glaube trotzdem, dass wir daher ziemlich tiefe Wurzeln im Tal geschlagen haben.

Wie mag es aber vor über 700 Jahren den Einwanderern, also unseren Vorfahren ergangen sein? Ich bin ja heimgekommen, aber diese kamen in ein fremdes Land. Was mögen Sie gedacht haben? Wie viel haben Sie gearbeitet und wie mögen Sie sich gefühlt haben? Fragen die nie beantwortet werden, deren Antwort mich aber unwahrscheinlich interessieren würde. Auf jeden Fall haben Sie aber einen Ort geschaffen, in dem ich sehr gerne und eigentlich sehr gut leben kann. Auch wenn ich nichts dafür kann, so bin ich doch ein wenig stolz auf meine Vorfahren und nur zu gerne würde ich Sie einmal kennen lernen. Könnte ich Sie überhaupt verstehen, oder hat sich die Sprache schon zu viel geändert? Könnte ich überhaupt ihre Lebenseinstellung begreifen? Was würden Sie wohl von unserer Lebensweise denken?

Stefan Heim

Links:

Lech

Chalet Kaufmann

Warth

Körbersee

Alpmuseum

Hotel Adler

Kleinwalsertal